W3.2 Nettoschuld pro Einwohner
Beobachtete Entwicklung |
Seit 2002 | Seit 2021 |
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Die Nettoschuld wurde nach der Jahrtausendwende vollständig abgebaut. Seit einigen Jahren verfügen Kanton und Gemeinden insgesamt über ein Nettovermögen. Zwischen 2021 und 2022 erhöhte sich das Pro-Kopf-Nettovermögen weiter. |
Aussagekraft
Die Nettoschuld pro Einwohner gibt an, in welchem Mass der Kanton und die Gemeinden gegenüber Dritten verschuldet sind. Eine höhere Verschuldung schränkt die Handlungsfähigkeit auf zukünftige Herausforderungen ein. Eine hohe Staatsverschuldung deutet zudem auf mögliche Steuererhöhungen und/oder eine Minderung der staatlichen Leistungen in der Zukunft hin.
Kommentar
Der Kanton und die Gemeinden bauten ihre Nettoschuld nach der Jahrtausendwende vollständig ab, im Jahr 2008 schafften sie den Sprung zu einem Nettovermögen.
Dazu trug beim Kanton wesentlich der Sonderertrag aus den Goldreserven der Nationalbank im Jahr 2005 bei. Dank positiver Abschlüsse der Staatsrechnung in den Folgejahren wurde das Nettovermögen des Kantons bis zum Jahr 2011 auf gut 1‘200 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner gesteigert. Aufwandüberschüsse in der Staatsrechnung (insbesondere durch steigende Gesundheitskosten) bewirkten danach einen teilweisen Abbau. Dank der dem Kanton im Rahmen des Börsengangs der Thurgauer Kantonalbank in den Jahren 2014 und 2015 zugeflossenen Mittel erhöhte sich das Nettovermögen 2014 und 2015 wieder. Im Jahr 2022 hatte der Kanton ein Nettovermögen von 2'322 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner; im Jahr 2023 sank es aufgrund des Aufwandüberschusses in der Erfolgsrechnung auf 1'810 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner.
Auch die Politischen Gemeinden bauten ihre Nettoschuld vollständig ab und verfügen seit dem Jahr 2008 über ein Nettovermögen. Dieses erreichte im Jahr 2010 mit gut 320 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner seinen vorläufigen Höhepunkt und nahm danach wieder ab. Im Jahr 2022 besassen die Politischen Gemeinden ein Nettovermögen von 289 Franken pro Einw. In den letzten Jahren wurde das ausgewiesene Finanzvermögen durch die Umstellung auf HRM2 beeinflusst. Im Rahmen der Umstellung musste das Finanzvermögen zum Verkehrswert bewertet werden. Dadurch haben die Gemeinden Neubewertungsreserven gebildet. Ohne diese Neubewertungen wäre die Entwicklung des Nettovermögens der Politischen Gemeinden in den Jahren nach der Umstellung auf HRM2 weniger positiv ausgefallen.
Die Schulgemeinden verbesserten ihre Verschuldungssituation seit der Jahrtausendwende ebenfalls deutlich. 2001 standen sie insgesamt noch mit einer Nettoschuld von über 1‘500 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner da. Diese wurde bis 2015 auf 640 Franken pro Einw. abgebaut. In den letzten Jahren hat die Nettoverschuldung der Schulgemeinden wieder zugenommen, da rege investiert wurde. Mit 774 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner lag sie 2022 in einem problemlosen Bereich.
Definition
Der Indikator zeigt die Summe aus Nettoschuld des Kantons, der Politischen Gemeinden und der Schulgemeinden, dividiert durch die ständige Wohnbevölkerung.
Nettoschuld Kanton:
Fremdkapital - (Finanzvermögen + nicht abzuschreibendes Verwaltungsvermögen)
Nettoschuld Politische Gemeinden und Schulgemeinden:
Fremdkapital - Finanzvermögen
Grenzen der Aussagekraft
Zwischen den Rechnungsjahren 2014 und 2018 (1 Gemeinde mit Ausnahmebewilligung erst 2019) stellten die Thurgauer Gemeinden schrittweise vom bisherigen Rechnungslegungsmodell HRM1 auf das neue Rechnungslegungsmodell HRM2 um. In HRM2 werden die Bewertungsgrundsätze für das Finanzvermögen strenger gehandhabt. Es ist davon auszugehen, dass beim Übergang von HRM1 auf HRM2 stille Reserven aufgelöst werden. Der schrittweise Übergang der Gemeinden zu HRM2 bewirkt damit in der Tendenz eine Verringerung der ausgewiesenen Nettoschuld.
Eine gewisse Verschuldung kann gerechtfertigt sein, wenn ihr als „Gegenwert“ entsprechende Investitionen gegenüberstehen. Die Interpretation der Nettoschuld pro Einwohner muss deshalb zusammen mit dem Investitionsanteil erfolgen. Der Investitionsanteil zeigt die Bruttoinvestitionen in Prozent der Gesamtausgaben. Der Investitionsanteil ist in der Excel-Datei „Daten rund um den Indikator“ enthalten, je separat für den Kanton, die Politischen Gemeinden und die Schulgemeinden.
Verwandte Indikatoren
Kontextindikatoren "Wirtschaft"
Bezug zu den SDGs der Agenda 2030
Der Indikator hat einen Bezug zu folgenden SDGs:
SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur
SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Weitere Informationen
Kantonsfinanzen
Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau
Finanzverwaltung Kanton Thurgau
Gemeindefinanzen Politische Gemeinden
Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau
Finanzverwaltung Kanton Thurgau
Opensource Gemeindefinanzstatistik beedata
HRM2-Gemeinden
Amt für Volksschule Kanton Thurgau
Schulfinanzen