Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

U1.2.d Nitrat im Grundwasser

Für Nachhaltigkeit angestrebte Entwicklung: Abnehmen

Beobachtete Entwicklung

Seit 2012 Seit 2020

An rund jeder fünften Grundwassermessstelle im Thurgau wurde das Qualitätsziel für Nitrat (25 mg/l) 2022 überschritten. Der Anteil Grundwassermessstellen mit einer zu hohen Nitratbelastung hat zugenommen. 

Aussagekraft

Der Indikator zeigt die Qualität des Grundwassers bezüglich Nitrat. Sauberes Grundwasser ist von zentraler Bedeutung für das Ökosystem und insbesondere für die Trinkwassernutzung. 
Naturnahes Grundwasser enthält nur wenig Nitrat. Die Nitratkonzentration ist deshalb ein wichtiger Indikator für den menschlichen Einfluss auf das Grundwasser. Nitrat ist sehr gut wasserlöslich. Wird es nach der Ausbringung nicht von Pflanzen genutzt, gelangt es mit dem Sickerwasser rasch ins Grundwasser.
 

 

Daten rund um den Indikator

Beurteilung der Grundwassermessstellen hinsichtlich Nitrat (Grafik)

 

Kommentar

Wie schon im Vorjahr wiesen im Jahr 2022 sieben von 33 Grundwassermessstellen im Kanton Thurgau im Jahresmittel eine zu hohe Nitratbelastung von mehr als 25 mg/l auf. Das sind 21 % aller Messstellen im Kanton. An 14 Messstellen (42 %) wurde dieser Grenzwert zwar eingehalten, die mittlere Nitratkonzentration war aber auch an diesen Stellen erhöht (>10 mg/l). 12 Messstellen (36 %) wiesen einen "natürlichen" Zustand mit weniger als 10 mg/l Nitrat auf. 
 
Der Anteil Grundwassermessstellen mit einer zu hohen Nitratbelastung war in den letzten drei Jahren deutlich höher als 2011. Damals wiesen drei Messstellen (10 %) zu hohe Nitratwerte von mehr als 25 mg/l auf. An 26 Messstellen (90 %) wurde das Qualitätsziel eingehalten. Der Anteil der Messstellen mit zu hohen Nitratwerten hat sich im Vergleich zu 2011 also verdoppelt. 

Im oberen Konzentrationsbereich zeigten im Vergleich zu den letzten Jahren dieselben Messstellen eine zu hohe Nitratbelastung. Ist der Nitratwert im Grundwasser erhöht, dauert die Regeneration aufgrund der Akkumulation des Nitrats im Boden und aufgrund der langen Verweilzeiten im Grundwasser sehr lange, auch wenn Massnahmen ergriffen werden.  

Im niedrigeren Konzentrationsbereich zeigt sich eine Verbesserung der Grundwasserqualität. Im Vergleich zum regenreichen 2021 erhöhte sich der Anteil der Messstellen im "natürlichen" Zustand mit einer Konzentration weniger als 10 mg/l Nitrat von 27 % auf 36 %. Diese Verbesserung ist neben anderen Faktoren auf die Trockenheit im Jahr 2022 zurückzuführen. Die Nitratdynamik im Boden ist bestimmt von den Niederschlagsbedingungen. Bei trockenen Bedingungen akkumuliert sich das Nitrat im Boden, da der vertikale Transport ins Grundwasser verringert ist. Es ist jedoch zu erwarten, dass das akkumulierte Nitrat bei ausreichendem Niederschlag ausgewaschen wird und dann zu einer höheren Belastung im Grundwasser führt.

Hauptursache für zu hohe Nitratwerte im Grundwasser ist die intensive Landwirtschaft. Ein weiterer Eintragspfad sind Ammoniakemissionen. Ammoniak wird in der Luft verfrachtet, an einem anderen Ort wieder deponiert und kann somit als Nitrat mit dem Sickerwasser ins Grundwasser gelangen. Zu einem geringen Teil wird Nitrat auch in Waldböden gebildet und gelangt so ins Grundwasser. Seit die Kläranlagen mit einer Eliminationsstufe für die Stickstoffentfernung bestückt wurden, ist der Eintrag von Nitrat aus gereinigtem Abwasser via infiltrierendem Flusswasser meist nur von untergeordneter Bedeutung.
 

Definition

Der Indikator zeigt den Anteil der Grundwassermessstellen im Kanton Thurgau, bei denen die mittlere Nitratkonzentration pro Jahr den Grenzwert von 25 mg/l Nitrat überschreitet.

Die Grundwassermessstellen im Thurgau werden je nach Messstelle zwei bis viermal pro Jahr beprobt. Aus diesen Werten wird pro Messstelle und Jahr die durchschnittliche Nitratkonzentration berechnet. Für Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird, gilt gemäss Gewässerschutzverordnung (GschV) für Nitrat ein Grenzwert von 25 mg/l.

Die Beurteilung der Grundwassermessstellen hinsichtlich der Nitratbelastung richtet sich nach dem dreistufigen Prinzip der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA:

  • Blau = "natürlicher" Zustand (Nitrat ≤ 10 mg/l)
  • Grün = Unterhalb Grenzwert, Konzentration jedoch erhöht (Nitrat 10-25 mg/l)
  • Orange = Grenzwert gemäss Gewässerschutzverordnung (GschV) überschritten (Nitrat > 25 mg/l)
  • Rot = Höchstwert der Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV) überschritten (Nitrat > 40 mg/l)

Grenzen der Aussagekraft

Bei den Messstellen handelt es sich um Grundwassermessstellen. Eine direkte Aussage über die Trinkwasserqualität lässt sich nicht daraus ableiten.
Andere Schadstoffe im Grundwasser werden durch diesen Indikator nicht abgedeckt (z. B. Pflanzenschutzmittel, Medikamentenrückstände oder auch Industriechemikalien).
Ein Jahresmittelwert zeigt punktuelle Grenzwertüberschreitungen nicht an.
Aufgrund der hohen Wichtigkeit des Grundwasserleiters im Thurtal für die Trinkwassergewinnung liegen fast 50 % der Messstellen im Thurtal. Dieses ist dadurch gegenüber den anderen Grundwasservorkommen überrepräsentiert.

Verwandte Indikatoren

U1.1.b Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche an der landwirtschaftlichen Nutzfläche
U1.2.a Anteil natürlicher/naturnaher und wenig beeinträchtigter Fliessgewässer
U1.2.b Anteil natürlicher/naturnaher und wenig beeinträchtigter stehender Gewässer
U1.2.c Fliessgewässerqualität
Kontextindikatoren "Umwelt"

Bezug zu den SDGs der Agenda 2030

Der Indikator hat einen Bezug zu folgenden SDGs:
SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen
SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

Weitere Informationen

Amt für Umwelt Kanton Thurgau
Abteilung Gewässerqualität und -nutzung

Bundesamt für Umwelt
Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA