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U1.2.d Nitrat im Grundwasser

Für Nachhaltigkeit angestrebte Entwicklung: Abnehmen

Beobachtete Entwicklung

Seit 2012 Seit 2021

Der Anteil Grundwassermessstellen mit einer zu hohen Nitratbelastung hat in den letzten zehn Jahren zugenommen. Der in der Gewässerschutzverordnung festgelegte Grenzwert für Nitrat (25 mg/l) wurde 2023 an jeder fünften Grundwassermessstelle im Thurgau überschritten.

Aussagekraft

Der Indikator zeigt die Qualität des Grundwassers bezüglich Nitrat. Sauberes Grundwasser ist von zentraler Bedeutung für das Ökosystem und insbesondere für die Trinkwassernutzung. 
Naturnahes Grundwasser enthält nur wenig Nitrat. Die Nitratkonzentration ist deshalb ein wichtiger Indikator für den menschlichen Einfluss auf das Grundwasser. Nitrat ist sehr gut wasserlöslich. Wird es nach der Ausbringung nicht von Pflanzen genutzt, gelangt es mit dem Sickerwasser rasch ins Grundwasser.
 

 

Daten rund um den Indikator

Beurteilung der Grundwassermessstellen hinsichtlich Nitrat (Grafik)

Die Grafik zeigt, welcher Anteil der Grundwassermessstellen weniger als 10 mg/l, 10–25 mg/l, 25–40 mg/l oder mehr als 40 mg/l Nitrat aufweisen. Von einer zu hohen Nitratbelastung spricht man bei einer Überschreitung des Grenzwertes von 25 mg/l Nitrat. 

 

Kommentar

Im Jahresmittel 2023 wiesen - wie in den 3 Vorjahren - 7 der 33 Stellen zum Grundwassermonitoring im Kanton Thurgau eine zu hohe Nitratbelastung auf (d. h., der Grenzwert von 25 mg/l gemäss Gewässerschutzverordnung wurde überschritten). Das sind 21 % aller Messstellen im Kanton. An 20 Messstellen (61 %) lag die Nitratkonzentration in einem mittleren Bereich (zwischen 10 und 25 mg/l); dies sind deutlich mehr als 2022 (42 % der Messstellen). Nur 6 Messstellen (18 %) zeigten einen "natürlichen" Zustand mit 10 mg/l Nitrat oder weniger. 

Insgesamt wurde 2023 an 70 % der Monitoringstellen ein Anstieg der Nitratkonzentration gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Dieser Anstieg liegt unter anderem an den Witterungsverhältnissen, denn die Nitratdynamik im Boden wird vornehmlich von den Niederschlagsbedingungen bestimmt. Nitrat, das sich im Trockenjahr 2022 im Boden akkumulierte, wurde während der Phasen mit mehr Niederschlag im Jahr 2023 freigesetzt. 

Der Anteil Grundwassermessstellen mit einer zu hohen Nitratbelastung ist in den letzten zehn Jahren gestiegen. Im Jahr 2011 wiesen drei Messstellen (10 %) zu hohe Nitratwerte von mehr als 25 mg/l auf, 2023 waren es 7 Messstellen (21 %). In aufeinanderfolgenden Jahren sind es dieselben Messstellen, die grenzwertüberschreitende Nitratbelastungen aufweisen. Ist der Nitratwert im Grundwasser erhöht, dauert die Regeneration – auch wenn Massnahmen ergriffen werden – sehr lange. Dies hängt mit der Akkumulation des Nitrats im Boden und den langen Verweilzeiten im Grundwasser zusammen. 

Hauptursache für zu hohe Nitratwerte im Grundwasser ist die intensive Landwirtschaft. Ein weiterer Grund sind Ammoniakemissionen: Ammoniak wird in der Luft verfrachtet, an einem anderen Ort wieder deponiert und kann somit als Nitrat mit dem Sickerwasser ins Grundwasser gelangen. Zu einem geringen Teil wird Nitrat auch in Waldböden gebildet und gelangt so ins Grundwasser. Seit Kläranlagen mit einer Eliminationsstufe für die Stickstoffentfernung bestückt wurden, ist der Eintrag von Nitrat aus gereinigtem Abwasser via infiltrierendem Flusswasser meist nur von untergeordneter Bedeutung.
 

Definition

Der Indikator zeigt den Anteil der Grundwassermessstellen im Kanton Thurgau, bei denen die mittlere Nitratkonzentration pro Jahr den Grenzwert von 25 mg/l Nitrat überschreitet.

Die Grundwassermessstellen im Thurgau werden je nach Messstelle zwei bis viermal pro Jahr beprobt. Aus diesen Werten wird pro Messstelle und Jahr die durchschnittliche Nitratkonzentration berechnet. Für Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird, gilt gemäss Gewässerschutzverordnung (GschV) für Nitrat ein Grenzwert von 25 mg/l.

Die Beurteilung der Grundwassermessstellen hinsichtlich der Nitratbelastung richtet sich nach dem dreistufigen Prinzip der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA:

  • Blau = "natürlicher" Zustand (Nitrat ≤ 10 mg/l)
  • Grün = Unterhalb Grenzwert, Konzentration jedoch erhöht (Nitrat 10-25 mg/l)
  • Orange = Grenzwert gemäss Gewässerschutzverordnung (GschV) überschritten (Nitrat > 25 mg/l)
  • Rot = Höchstwert der Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV) überschritten (Nitrat > 40 mg/l)

Seit 2014 wird Nitrat an 33 Grundwassermessstellen im Kanton Thurgau beprobt. 2011 waren es erst 29, 2011 und 2012 32. Die Aussage bezüglich der Entwicklung der Nitratbelastung wird dadurch jedoch nicht beeinflusst. 

Grenzen der Aussagekraft

Bei den Messstellen handelt es sich um Grundwassermessstellen. Eine direkte Aussage über die Trinkwasserqualität lässt sich nicht daraus ableiten.
Andere Schadstoffe im Grundwasser werden durch diesen Indikator nicht abgedeckt (z. B. Pflanzenschutzmittel, Medikamentenrückstände oder auch Industriechemikalien).
Ein Jahresmittelwert zeigt punktuelle Grenzwertüberschreitungen nicht an.
Aufgrund der hohen Wichtigkeit des Grundwasserleiters im Thurtal für die Trinkwassergewinnung liegen fast 50 % der Messstellen im Thurtal. Dieses ist dadurch gegenüber den anderen Grundwasservorkommen überrepräsentiert.

Verwandte Indikatoren

U1.1.b Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche an der landwirtschaftlichen Nutzfläche
U1.2.a Anteil natürlicher/naturnaher und wenig beeinträchtigter Fliessgewässer
U1.2.b Anteil natürlicher/naturnaher und wenig beeinträchtigter stehender Gewässer
U1.2.c Fliessgewässerqualität
Kontextindikatoren "Umwelt"

Bezug zu den SDGs der Agenda 2030

Der Indikator hat einen Bezug zu folgenden SDGs:
SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen
SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

Weitere Informationen

Amt für Umwelt Kanton Thurgau
Abteilung Gewässerqualität und -nutzung

Bundesamt für Umwelt
Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA