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G2.1 Bildungsunterschiede nach Migrationshintergrund

Für Nachhaltigkeit angestrebte Entwicklung: Abnehmen

Beobachtete Entwicklung

Seit 2010/12 Seit 2020

Der Unterschied zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund, die höchstens einen obligatorischen Schulabschluss (Sek I) hat, verringerte sich zwischen 2010/2012 und 2015/2017. Zwischen 2020 und 2021 blieb der Bildungsunterschied unverändert.1

1 Bei diesem Indikator wird die längerfristige Entwicklungsrichtung bis zum aktuellsten Zeitpunkt beurteilt, für den eine genügend genaue Aussage möglich ist (momentan 2015/2017).

Aussagekraft

Der Indikator zeigt, ob und wie stark sich die Bildungschancen je nach Migrationshintergrund unterscheiden. Personen, die lediglich über die obligatorische Schulbildung und keinen weiteren Bildungsabschluss verfügen, tragen generell ein gewisses Arbeitslosigkeitsrisiko. Wenn Personen zudem einen Migrationshintergrund aus nichtdeutschem Sprachraum haben, kann die dauerhafte Integration in die Gesellschaft erschwert sein.

 

Lesebeispiel: Der Bildungsunterschied im Jahr 2021 liegt bei 34 Prozentpunkten. Dies ist die Differenz zwischen dem Bevölkerungsanteil, der höchstens über einen Sek-I-Abschluss verfügt, in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (43 %) und jenem in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (8 %, vgl. "Daten rund um den Indikator"). Zwischen 2020 und 2021 gab es keine wesentliche Veränderung (die Vertrauensintervalle überschneiden sich).

Daten rund um den Indikator

Kommentar

Der Bildungsunterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund ist mit 34 Prozentpunkten im Jahr 2021 nach wie vor hoch. Seit 2010/2012 (zusammengelegte Befragungen der Jahre 2010, 2011 und 2012) hat der Unterschied jedoch abgenommen. Damals betrug dieser fast 50 Prozentpunkte.

13 % der im Thurgau wohnhaften 20- bis 64-jährigen Bevölkerung verfügt über keine Berufslehre oder sonstige weiterführende Ausbildung, sondern hat lediglich die obligatorische Schulbildung absolviert. Dies betrifft vor allem Personen mit Migrationshintergrund aus dem nichtdeutschen Sprachraum. In dieser Bevölkerungsgruppe haben über 40 % maximal die obligatorische Schulzeit abgeschlossen. Bei Thurgauerinnen und Thurgauern ohne Migrationshintergrund oder jenen, die aus dem deutschsprachigen Ausland stammen, kommt dies deutlich seltener vor: weniger als jede oder jeder zehnte 20- bis 64-Jährige hat nach der obligatorischen Schulzeit (noch) keine weiterführende Ausbildung abgeschlossen. 

Seit 2010/12 hat sich bei der jüngeren Bevölkerung (20- bis 44-Jährige) mit Migrationshintergrund aus nichtdeutschem Sprachraum der Anteil jener, die lediglich einen obligatorischen Bildungsabschluss haben, verringert. Gleichzeitig haben anteilsmässig mehr Personen in dieser Altersgruppe einen Tertiär-Abschluss.
 

Definition

Differenz zwischen den Anteilen der Bevölkerung mit einem höchsten Abschluss auf der Sekundarstufe I und Migrationshintergrund und jenen ohne Migrationshintergrund.

Formel:

Einheit: Prozentpunkte

Personen mit Migrationshintergrund:

  •  Ausländische Bevölkerung mit dem Merkmal „nichtdeutsche Hauptsprache“
  •  Bevölkerung schweizerischer Nationalität mit Migrationshintergrund und dem Merkmal „nichtdeutsche Hauptsprache“

Hauptsprache:

  •  Sprache, in der man denkt und die man am besten beherrscht

Bevölkerung schweizerischer Nationalität mit Migrationshintergrund:

  •  im Ausland geborene Eingebürgerte,
  •  im Inland geborene Eingebürgerte mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil,
  •  in der Schweiz geborene Schweizer/innen mit zwei im Ausland geborenen Eltern und
  •  im Ausland geborene Schweizer/innen mit zwei im Ausland geborenen Eltern.

Schweizer/-innen mit (schweizer-)deutschen Hauptsprache und unklarem Migrationshintergrund werden wie Schweizer/-innen ohne Migrationshintergrund behandelt.

Auf welchen Zeitraum bezieht sich die Beurteilung der Entwicklungsrichtung bei diesem Indikator? 

Für diesen Indikator liegen Daten ab dem Jahr 2010 vor. Die langfristige Beurteilung der Entwicklungsrichtung bezieht sich daher auf den Zeitraum 2010/12 bis 2015/17. Für die Beurteilung der kurzfristigen Entwicklungsrichtung wird das Jahr 2021 mit dem Jahr 2020 verglichen.

Begründung:
Die Daten dieses Indikators stammen seit 2010 aus der Strukturerhebung des Bundesamts für Statistik. Die Erhebung wird seither jährlich bei einem Teil der Bevölkerung durchgeführt und auf die Gesamtbevölkerung des Thurgaus hochgerechnet. Alle fünf Jahre werden eine grössere Zahl von Personen befragt und die Befragungsdaten aus drei Jahren zusammengelegt, zuletzt für die Jahre 2015, 2016 und 2017 (2015/2017). Durch das Zusammenlegen werden die Ergebnisse genauer als bei Jahresdaten (Fehlerbereich bzw. Vertrauensintervall wird kleiner). Deshalb wird für die langfristige Beurteilung des Indikators jeweils der Zeitraum bis zu den aktuellsten zusammengelegten Ergebnissen (aktuell: 2015/2017) betrachtet. 

Die kurzfristige Beurteilung erfolgt auf Basis der Daten der beiden aktuellsten Jahre. Siehe auch: Spezialfall Indikatoren aus der Strukturerhebung 

Grenzen der Aussagekraft

Zwischen dem Thurgauer Bildungssystem und den Personen, welche die Schulbildung ausschliesslich im Ausland absolviert haben, gibt es keinen Zusammenhang.

Verwandte Indikatoren

G1.1.a Anteil Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss (25- bis 64-Jährige)
G1.1.b Anteil junge Erwachsene ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss
W2.1.b Anteil von Studierenden in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik)
Kontextindikatoren "Gesellschaft"

Bezug zu den SDGs der Agenda 2030

Der Indikator hat einen Bezug zu folgenden SDGs:

SDG 1 – Keine Armut
SDG 4 – Hochwertige Bildung
SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
SDG 10 – Weniger Ungleichheiten

Weitere Informationen

Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau
Bildungsstand der Bevölkerung
Strukturerhebungen (zur Erhebung)

Bildungsstatistik Thurgau

Bundesamt für Statistik
Bildung und Wissenschaft